Der Traum von einem „Leben als Privatier“ ist bei vielen arbeitenden Menschen vorhanden. Zunächst sollte einmal geklärt werden, was eigentlich ein Privatier ist. Unter dem Begriff „Privatier“ bezeichnet man solche Menschen, die finanziell so ausgestattet sind, dass es diese finanziellen Möglichkeiten ihnen es erlaubt nicht erwerbstätig aktiv zu sein. Eine solche Person muss somit nicht arbeiten, um das tägliche Leben zu finanzieren. Hierbei wird der Frage nicht nachgegangen, auf welche Weise diese Person zu ihren Einkünften gekommen ist. Es geht viel mehr darum wie viel Geld man zum Privatier werden benötigt und wie man dieses anlegt.
Dabei geht es hier darum, über ein solches Vermögen als Privatier zu verfügen, mit dem dann der eigene Lebensunterhalt bestritten werden kann.
Wie viel Geld braucht man um Privatier zu werden?
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel der monatliche Geldbedarf sowie das jeweilige Alter, ab dem dann ein solches Privatier-Leben stattfinden soll. Somit hängt das auch immer von der individuellen Lebenssituation ab.
Grundsätzlich wird so viel Geld benötigt, dass man nicht mehr auf die Einkünfte aus dem Job angewiesen ist und von dem angesparten Geld die monatlichen Ausgaben bestreiten kann.
Deshalb muss das angesparte Geld angelegt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Anlagemöglichkeiten in Fonds, Immobilien oder Aktien sowie ETFs (Exchange Traded Funds). Dadurch entstehen dann Erträge in Form von Dividenden, Mieteinnahmen oder auch Zinsen. Dabei sollte der Betrag so groß sein, das die Person ungefähr das 25-fache seiner jährlichen Ausgaben abdecken kann.
Das Problem dabei ist, wenn das Geld auf ein Festgeld-Konto eingezahlt, werden dort derzeit kaum noch Zinsen ausgeschüttet. Derzeit liegt dort der Zinssatz nicht einmal mehr bei 2 Prozent pro Jahr. Mit diesen 2 Prozent oder weniger können keine vernünftigen Ausgaben abgedeckt werden, ohne dass dabei der Kapitalstock mit der Zeit aufgebraucht wird.
Deshalb werden risikoreichere Anlagen benötigt. Dazu gehören zum Beispiel Aktien. Dort besteht die Möglichkeit, langfristige eine höhere Rendite als 2 Prozent zu erzielen. Dabei entsteht hier jedoch ein anderes Problem. Aktien schwanken und liefern nicht immer fortlaufende Erträge. Mit Aktien kann im Durchschnitt über eine Zeitspanne von 10 Jahre und mehr hinweg eine Rendite von 5 Prozent oder mehr erzielt werden.
Ein Lösungsansatz hierfür ist die 4-Prozent-Regel.
Was besagt die 4-Prozent-Regel
Diese Regel geht davon aus, das man 4 Prozent vom angesparten Vermögen jedes Jahr abheben kann, ohne dass der Kapitalstock dabei schrumpft. Wenn zum Beispiel ein Kapitalstock von 100.000 Euro vorhanden ist und jährlich 4.000 Euro entnommen werden müsste dann der Kapitalstock sich nicht verändern.
Eine solche Vorgehensweise kann jedoch nur funktionieren, wenn der Kapitalstock so angelegt ist, dass dieser um mindestens 4 Prozent oder auch mehr im Jahr ansteigt. Das ist zwar schwer zu erreichen, aber nicht unmöglich.
Diese 4 Prozent-Regel ist im Jahr 1998 in der sogenannten „Trintiy-Studie“ beschrieben worden. Diese Strategie ist von 3 Professoren von der Trinity-Universität in Texas aufgelegt worden. Dabei geht man bei dieser Studie von einem Portfolio von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen aus. Diese Vorgehensweise sollte dann mindestens 4 Prozent Rendite erbringen und noch gleichzeitig die Inflation ausgleichen. Bei dieser Vorgehensweise sollte das Geld ungefähr 30 Jahre lang reichen, bis es dann aufgebraucht war.
In der Praxis hat es zwar nicht jedes Jahr geklappt, den Kapitalstock aufrecht zu halten. Doch eine solche Vorgehensweise hat jedoch für ungefähr 30 Jahre ausgereicht, dass in mehr als 95 Prozent der Fälle das Geld zur Verfügung stand.
Ein Praxisbeispiel für die 4 Prozent-Regel
Wenn man davon ausgeht, dass die Person jeden Monat 2.000 Euro zum Leben benötig, so wären das im Jahr 24.000 Euro. Bei einer Abdeckung von 25 Jahren wäre das 25 x 24.000 Euro = 600.000 Euro als Kapitalstock.
Dieser Kapitalstock sollte dann so angelegt werden, dass dabei mindestens eine 4prozentige Rendite jedes Jahr erwirtschaftet wird und der Kapitalstock sollte nicht schrumpfen.
Eine solche Rendite kann mit einem gut sortierten ETF- und Aktien Depot erreicht werden. Dabei kommen noch aus Sicherheitsgründen (zur Vermeidung von Einbrüchen) auch noch internationale Staatsanleihen mit dazu.. Auch ist noch ein gewisser Anteil einer Goldanlage vorhanden.
Eine Aufteilung könnte dann so aussehen, dass hier dann eine Anlage in
- 25 Prozent MSCI-World-Aktien
- 20 Prozent europäische Aktien
- 15 Prozent Emerging Markets Aktien
- 20 Prozent internationale Staatsanleihen
- 20 Prozent Gold erfolgt
Bei dieser Zusammensetzung könnte dann ungefähr 4 Prozent jährliche Rendite oder mehr erreichbar sein.
Wo kann man sein Geld anlegen, wenn man Privatier werden möchte?
Wenn man Privatier werden möchte, kommt es, wenn noch genügend Zeit bis zum Beginn Verfügung steht, auch auf die richtige Wahl der Geldanlage an.
Dabei sollte eine solche Art von Geldanlage dann genügend Dividende oder Zinsen als Erträge ergeben, um dann als ein Privatier zum Teil davon leben zu können. Dazu gehören aber auch Immobilien. Wenn dann eine Immobilie erworben worden ist, kann diese vermietet werden und man kann dann von den Mieteinnahmen, die dann hier einem zufließen, leben. Aber ein unabhängiges Leben mit Mieteinnahmen kann dann erst realisiert werden, wenn dann auch eine entsprechende Anzahl von Wohneinheiten, die vermietet sind, vorhanden sind. Dabei ist gerade in der heutigen Zeit die Investition in Immobilien nicht gerade billig, sondern teuer und somit wird hier dann auch entsprechendes Investitionskapital dafür benötigt. Hier unser Beitrag zu passivem Immobilieneinkommen.
Wenn dann sichere Spareinlagen, wie zum Beispiel Tagesgeld, Festgeld oder Sparbücher, vorhanden sind und dort angespart wird, ist hier in der heutigen Zeit das Problem, dass es dort nur sehr geringe oder gar keine Zinsen mehr gibt und somit auch keine vernünftige Kapitalsumme erreicht auf die Dauer erreicht werden kann.
Aktien sind oft das Mittel der Wahl
Deshalb ist eine Alternative die Investition in Aktien, um dann mit den Dividenden ein Einkommen zu erzielen. Wichtig dabei ist jedoch, hier mit einer Vielzahl von Aktien eine bereits Streuung hinzubekommen und man darf hier nicht den gesamten Betrag auf wenige Aktien konzentrieren. Der Grund liegt auch darin, dass man vom Erfolg der Unternehmen abhängig ist, in dessen Aktien man investiert hat.
Ebenso werden die Investitionen in P2P-Kredite auf solchen Plattformen, wie zum Beispiel Bondora, Zinsen abwerfen. Dabei ist hier jedoch das Risiko deutlich erhöht.
Auch mit ETFs (Exchange Traded Funds“, auf Deutsch „börsengehandelte Indexfonds“) kann eine gute Risikostreuung erreicht werden. Gerade Aktien-ETFs enthalten alle Aktien von den Unternehmen, welche auch in dem jeweiligen Index (zum Beispiel Dax) enthalten sind.
Hier gibt es auch auszahlende Lösungen, bei der dann die Dividenden der Aktien, die dort enthalten sind, mindestens einmal im Jahr ausgezahlt werden.
Dabei bietet dann auch zum Beispiel ein Sparplan bei der Investition zum Beispiel in ETFs eine gute Möglichkeit.
Für den Aufbau eines Kapitalstocks einen groben Plan erstellen
Gerade beim Aufbau eines Sparplanes, der dann zur Bildung eines Kapitalstocks für das Leben als Privatier dienen soll, sollte man zunächst sein monatliches Einkommen sowie die regelmäßigen Ausgaben gegenüberstellen. Dabei sollten ein angemessener Lebensstandard sowie auch unvorhergesehene Ausgaben mit berücksichtigt werden.
Dazu gibt es auch entsprechende im Internet installierte Rechner, mit denen dann ausgerechnet werden kann, wie viel Geld dann in jedem Monat in einen solchen Sparplan eingezahlt werden muss, um dann bei der Erreichung eines bestimmtes Alters als Privatier leben zu können.
Steuern, Krankenkasse und Co – welche Ausgaben kommen beim Privatier werden auf einen zu?
Ein Privatier benötigt unbedingt eine Krankenversicherung. Dabei kann eine schwere Krankheit oder ein Unfall sehr hohe Kosten verursachen. Hier kann dann überlegt werden, dass man sich freiwillig gesetzlich oder privat krankenversichert. Dabei ist das jeweilige Alter entscheidend. Der Grund liegt darin, dass mit einem höheren Eintrittsalter auch die Beiträge zur privaten Krankenversicherung steigen. Ebenfalls ist der Abschluss einer Unfall- und Pflegeversicherung sinnvoll. Hier berichten wir über die passende Krankenversicherung für Privatiers.
Desweiteren darf auch die gesetzliche Rente nicht vergessen werden. Bei der gesetzlichen Rente handelt es sich um eine Versicherungsleistung. Dabei kann es sein, das ein Privatier unter Umständen keinen Rentenanspruch hat. Das ist zum Beispiel dann der Fall sein, wenn zu wenige Beiträge oder wenn dieser keine Beiträge eingezahlt hat. Wer gut vorsorgt benötigt aber auch keine gesettliche Rente mehr.
Sollte ein Privatier eine Altersrente erhalten, dann ist das ein Vorteil. Dabei ist jedoch ein Privatier kein Rentner im eigentlichen Sinne, weil der von seinem eigenen Vermögen lebt.
Hierbei erhält der Rentner, im Unterschied zu einem Privatier, dieselbe monatliche Summe in Form einer Versicherungsleistung.
Auch kann ein Privatier, der zum Beispiel 30 Jahre alt ist, weiter in die Rentenversicherung einzahlen, wenn dieser das für eine sinnvolle Lösung hält.
Ebenfalls sind auch bei einem Privatier die Steuern ein wichtiges Thema. Diese Person, die jetzt Privatier ist, bezieht im Regelfalle dann ein Einkommen aus Kapital-Vermögen. Für die Erträge aus diesem Vermögen muss Abgeltungssteuer abgeführt werden. Diese Steuer beträgt 25 Prozent der Kapitalerträge. Deshalb sollte hier auch, wenn noch möglich, ein Freistellungsauftrag nicht vergessen werden, um dadurch dann einen gewissen Anteil der Steuern einzusparen. Dabei wird auch die Steuererklärung entsprechend aufwendiger, wenn eine Vielzahl von Einkommensquellen vorhanden ist. Deshalb ist hier in der Regel auch ein Steuerberater notwendig.
Tipp: Günstigerprüfung beachten um weniger als 25% zu zahlen.
Wie Vorgehen, um Privatier zu werden?
Wenn eine Person vor hat, in zukünftig in das Privatiers-Leben zu wechseln, benötigt diese Person dafür eine Strategie. Dabei ist es zunächst erforderlich, die beim Leben als Privatier anfallen Kosten zu ermitteln. Wenn jemand dann bereits in jüngeren Jahren damit beginnt, vom Vermögen anstelle von einem Arbeitsverhältnis zu leben, umso länger ist dann die Zeitspanne als Privatier, bis die Rente erreicht wird.
Dabei fallen dann für eine eigene Wohnung oder für ein eigenes Haus Betriebskosten an. Zum Teil müssen auch in der Wohnung oder im Haus Renovierungen, Reparaturen sowie Wartungen vorgenommen werden. Ebenfalls entstehen bei einer solchen Person auch Strom- und Nebenkosten und ebenfalls muss diese Person auch essen. Außerdem wird in der Regel auch Geld für ein Auto, Kleidung und auch für Hobbys (zum Beispiel für Reisen) benötigt. Wenn dann diese Person zukünftig eventuell Kinder oder Haustiere haben möchte, kostet das ein zusätzliches Geld.
Checkliste der eigenen Ausgaben
Somit ist es hier sinnvoll, zunächst einmal eine Checkliste zu erstellen, damit man dann eine Übersicht über die Kosten gewinnen kann. Hier sollten dann ehrliche Antworten gegeben werden. Diese schützen dann vor einer schnellen falschen Entscheidung und vor einer Fehleinschätzung.
Diese Checkliste sollte dann mit den jeweiligen Beträgen ausgefüllt werden. Hier kann ein Weg sein, wenn hier die monatlichen Kosten als Basis genommen werden. Danach kann dann anhand dieser Angaben der Jahresbedarf ermittelt werden. Ein weiterer Schritt für einen vernünftigen Überblick ist die Berechnung der Jahre, die dann für das Privatier-Leben geplant sind. Wenn hier die Person zum Beispiel mit 48 Jahren plant, in das Leben als Privatier zu wechseln, diese Person sollte dann ungefähr 60 Jahre einplanen.
Aber auch für einen Privatier gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, eine Reduzierung der Ausgaben herbei zu führen. Von den Ausgaben her fallen immer wieder kehrende Kosten (also fixe Kosten) und dann auch Ausgaben, die variabel sind, an. Bei dieser Ausgabenart (variable Ausgaben) lässt sich in der Regel mehr Geld einsparen. Dabei kann eine solche Einsparungsaktion auch durch ein Haushaltsbuch unterstützt werden. Hier können dann die laufenden Ausgaben besser identifiziert werden.
Bei den wieder kehrenden Kosten (also den fixen Kisten) ist das Potential zur Einsparung etwas geringer. Dazu gehört zum Beispiel die Miete oder bei einer Eigentumswohnung die monatlichen Nebenkosten.
Auch bei der Thematik Steuern kann zum Beispiel bei der Anlage des Kapitalstocks in Immobilien an den Steuern gespart werden. Wenn zwischen der Verkauf und Ankauf mehr als 10 Jahre liegen, so ist dann der Verkaufserlös in der Regel steuerfrei. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass sich die verkaufte Immobilie im Privatbesitz befindet.
Das wäre dann ein Vorteil gegenüber dem Bezug des Einkommens aus Kapitalvermögen. Hier greift dann auf die Erträge grundsätzlich, wie bereits erwähnt, die Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent.
Die Nachteile wenn man Privatier wird
Auch als Privatier gibt es eine größere Anzahl von Nachteilen, die dann anschließend in Stichworten aufgeführt sind.
Dazu gehören zum Beispiel
- Einschränkung der sozialen Kontakte, wie zum Beispiel der regelmäßige Austausch mit Kolleginnen oder Kollegen, der dann fehlt
- das Fehlen einer Struktur, was die Tagesabläufe anbelangt, im alltäglichen Leben
- der Tagesrhythmus, der bei einem geregelten Berufsleben vorhanden ist, kann mit der Zeit verloren gehen
- es kann auch der Gefühl entstehen, dass man als Person nicht mehr gebraucht wird, weil die sozialen sowie gesellschaftlichen Kontakte fehlen
Fazit
Auch in Deutschland haben viele Bürger das Ziel, in ihrem Leben einmal Privatier noch vor dem Eintritt in das Rentenalter werden zu können. Dabei müssen jedoch auch Privatiers eine Vielzahl von Punkten in Bezug auf Krankenversicherungen, Rente und Steuern zum Beispiel beachten. Außerdem ist es sinnvoll, wenn im Vorfeld vor einer solchen Entscheidung ein Finanzplan aufgestellt wird.